Der Kelten-Radwanderweg
Die Entdeckung der sensationellen Funde von Hochdorf machte eine breite Öffentlichkeit auf die großartige keltische Vergangenheit im Kreis Ludwigsburg aufmerksam. Jährlich kommen tausende von Besuchern nach Hochdorf, die sich für den Fürstengrabhügel und das Keltenmuseum interessieren. Die Funde von Hochdorf sind für sich betrachtet bedeutungsvoll, sie werden durch ihre Einbettung und die Beziehung zu anderen Fundorten keltischer Kultur in der Umgebung in ihrer Gesamtheit besonders interessant. Der fürstliche Sitz auf dem Hohenasperg wurde von einer breiten keltischen Zivilisation im weiten Umfeld getragen. Mit diesem Umfeld bestand ein enges Netzwerk an Verbindungen. Mit der Initiative für den Keltenweg im Kreis Ludwigsburg werden nunmehr Zeugnisse keltischer Kultur erstmals einem breiten Publikum gemeinsam vorgestellt. Der Keltenweg ist eine Vernetzung von Orten südwestlich von Ludwigsburg mit einem breit angelegten keltischen Erbe. Ausschlaggebend für die Streckenführung des Kelten-Erlebnisweges sind die bekanntesten und bedeutendsten Zeugnisse der keltischen Zivilisation.
Kelten-Radwanderweg
Der Krieger von Hirschlanden
Der bedeutendste Fund in diesem Grabhügel ist zweifellos die Sandsteinstele, die am Fuß des Hügels gefunden wurde. Die imposante Vollplastik zeigt einen unbekleideten Mann. Auf dem Kopf trägt er einen spitz zulaufenden Hut, um den Hals einen dicken Reif. Wertvolle Goldhalsreifen wurden immer wieder als Grabbeigaben in Fürstengräbern gefunden. Der Krieger trägt einen Dolch. Die nach mediterranem Vorbild geschaffene Stele ist die älteste vollplastische Großskulptur nördlich der Alpen. Die Stele und der Grabhügel werden in die späte Hallstattzeit (600 - 450 v.Chr.) datiert. Die Funde belegen, dass hier sowohl Männer als auch Frauen bestattet wurden. Im Hügel fanden sich 16 Gräber, von denen keines außergewöhnlich reich ausgestattet war. Auch das Grabmonument mit einem Durchmesser von 32 m hatte nicht die gewaltigen Ausmaße der eigentlichen Fürstenhügel (der Fürstengrabhügel bei Hochdorf hatte einen Durchmesser von 60 m).
Ein reiches Frauengrab
Der jungen Keltin, deren Grab man 1951 bei Umbauarbeiten mitten in Schöckingen fand, hatte man wertvollen Schmuck angelegt. Sie trug einen Bronzehalsreif und eine Kette aus rosafarbenen Korallenperlen. Beide Arme schmückten je drei Goldbänder und am rechten Knöchel lag ein Fußring aus Bronze. Gerade an diesem Grab wird der Unterschied zu den reich ausgestatteten Kammern der hochstehenden Mitglieder der Gesellschaft deutlich. Zwar besaß diese Dame reichen Schmuck, vielleicht ihr wertvolles Heiratsgut, doch fehlen die für ein Grab der Oberschicht wichtigen Bestandteile wie Bronzegeschirr, Wagen und Importgüter. Die unterschiedliche Ausstattung der Gräber gibt zu erkennen, dass die Kelten in einer hierarchisch gegliederten Gesellschaftsordnung lebten.
Keltischer Großgrabhügel Birkle
An dieser Stelle erhob sich ein frühkeltischer Großgrabhügel. Sein Durchmesser 42 m, seine Höhe 7 m, sein Gesamtvolumen 4000 m³ Erde, all dies umgeben von einem Kreisgraben von 3,5 – 4,5 m Breite – so müsste dieser Großgrabhügel vor ca. 2500 Jahren ausgesehen haben. Luftbilder und Bodenbohrungen haben beim "Birkle" genauere Aufschlüsse über das Ausmaß des Großgrabhügels gebracht. Doch auch der Flurname weist bereits auf das hin, wonach die Forschung gesucht hat: So steht das "le" im Eigennamen Birk"le" für die mittelhochdeutsche Bedeutung "Hügel".
Grabhügelfeld im Pfaffenwäldle
Im "Pfaffenwäldle" in Eberdingen Hochdorf liegen 24 kleinere und größere Grabhügel, die durch einen Rundweg im Wald besichtigt werden können. 1911 wurden elf Hügel geöffnet. Leider gibt es über die Grabungen keine Dokumentation, obwohl die Funde bemerkenswert sind. Besonders zwei Toilettebestecke bestehend aus Ohrlöffel, Nagelschneider und Pinzette sowie eine Perlenkette aus Korallen, Schmucknadeln mit Bernsteinköpfen, zwei Goldohrringe und daneben Bronzeschmuck der späten Hallstattzeit sind zu erwähnen. Sehr schön gearbeitet sind auch zwei Frühlatènefibeln in Form eines Vogels bzw. eines Widders. Die schönsten Funde sind im Württembergischen Landesmuseum in Stuttgart ausgestellt.
Keltenmuseum Hochdorf
Mit seiner Architektur, die Elemente des Grabhügelbaus und des Monumentalhügels aufnimmt und in Räume umsetzt, ist das Keltenmuseum in Eberdingen-Hochdorf ein Anziehungspunkt für Jung und Alt. Hier kann man sich, an der Grabkammer stehend, in die fernen Jahrhunderte keltischer Zeit zurückversetzen. Der besondere Reiz des Museums liegt im original- und materialgetreuen Nachbau der Grabkammer und der Grabfunde. Es scheint, als wäre der keltische Mensch selbst lebendig geworden und berichte persönlich von seiner Lebensweise, von seinem Kunsthandwerk und von seinem Bestattungskult. Die Fülle der Erkenntnisse, die Ausgrabung, Restaurierung und Wiederherstellung erbracht haben, lässt den Besucher erfahren, wie die Forschung zu ihren faszinierenden Einblicken in die fernen Zeiten der frühkeltischen Fürsten und ihres Lebensstils gelangt. Das nachgebaute keltische Gehöft führt in die Welt des täglichen Lebens in der Eisenzeit. An vielen Wochenenden ist altes Handwerk, sind vergessene Kunstfertigkeiten wieder neu zu entdecken. Jährlich kommen tausende von Besuchern, um sich hier auf die Reise in die Vergangenheit zu begeben.
Ein Mitarbeiter des Landesdenkmalamtes ist für die Website des Keltenmuseums verantwortlich.
Fürstengrab Hochdorf
Um 550 v. Chr. wurde hier ein etwa 40 bis 50 Jahre alter Mann mit fürstlichem Pomp zu Grabe getragen. Über der Grabkammer errichtete man einen mächtigen Grabhügel von ca. 6 m Höhe und 60 m Durchmesser. Es sollte bis in die 70er Jahre des 20. Jahrhunderts dauern, bis man die Spuren dieses mächtigen Grabmonuments wiederfand. Das Landesdenkmalamt Baden-Württemberg führte 1978 bis 1979 Ausgrabungen durch. Das Ergebnis war und ist bis heute sensationell: Die Grabkammer wurde völlig unberaubt angetroffen. Auf einer Bronzeliege ruhte der Tote. Der Fürst trug als Standesabzeichen den typischen großen Goldhalsring und seinen Dolch. Goldener Totenschmuck lässt auf eine feierliche Aufbahrung schließen. Von besonderer Bedeutung sind die vielen Fragmente von Geweben und anderen Gegenständen. Standesgemäß hatte man ihm seinen vierrädrigen, eisenbeschlagenen Wagen mit Joch und geschmücktem Zaumzeug ins Grab gegeben. Ein Prunkstück der Bronzeschmiedekunst aus dem Mittelmeerraum ist der große Löwenkessel, der über 400 l Honigmet enthalten hatte.
Keltengrab bei der Katharinenlinde
Das reich ausgestattete Frauengrab zählt nicht mehr – wie beispielsweise das Kleinaspergle – zu den Fürstengräbern im engeren Sinne. Bei den Ausgrabungen im Jahre 1935 gab es keine Hinweise auf ein Hügelgrab. Möglich ist, dass dieses Frauengrab bereits zu den sogenannten Flachgräbern zählt. War es zuvor Sitte gewesen, die Verstorbenen in bestehenden Grabhügeln zu bestatten, so änderte sich der Grabbrauch an der Wende vom 5. zum 4. vorchristlichen Jahrhundert. In der Grabgrube entdeckten die Archäologen ein schlecht erhaltenes Frauenskelett. Auf der Brust und bis zum Becken fanden sich drei Bronze- und zwei Eisenfibeln, welche die Funktion von Broschen hatten und die Gewänder zusammenhielten. Die Masken- und Tierfibeln aus dem Grab sind mit rosafarbenen Koralleneinlagen geschmückt.
Das Kleinaspergle
Das Kleinaspergle barg das jüngste Fürstengrab aus dem Bereich des Hohenaspergs und auch das jüngste frühkeltische Fürstengrab in Südwestdeutschland. Mit seinem 60 m Durchmesser und rund 8 m Höhe vermittelt es einen Eindruck von der Mächtigkeit dieser Grabmonumente. 1879 stieß man auf eine völlig ausgeraubte und leere Zentralkammer. Eine Nebenkammer beherbergte ein reich ausgestattetes Fürstengrab, das in die Jahre um 420 v. Chr. zu datieren ist. Die verstorbene Person hatte zahlreiche Schmuckstücke und ein Trinkservice bei sich. Zu den wertvollsten Schmuckstücken zählt der raffiniert gestaltete Goldblechbeschlag einer Gewandspange. Für die zeitliche Einordnung am wichtigsten sind zwei griechische Trinkschalen aus Ton, die um 450 v.Chr.in Athen hergestellt worden sind. Ein keltischer Kunsthandwerker hat sie noch zusätzlich mit Goldblechauflagen verziert. Die einheimischen Kunstwerke des Kleinaspergles markieren den Beginn des frühkeltischen Latènestils und sind deswegen weltberühmt.
Der Hohenasperg
Inmitten der Landschaft erhebt sich der Hohenasperg, der als Zeugenberg seine Umgebung um ca. 100 m überragt. Dieses Gebiet war seit der Jungsteinzeit (5500 – 3400 v. Chr.) gern aufgesuchtes und intensiv bewirtschaftetes Siedlungsland. Die archäologischen Reste der weiter zurückliegenden Zeiten sind heute weitgehend zerstört. Trotzdem besteht kein Zweifel, dass sich hier in der späten Hallstattzeit bis in die Frühlatènezeit (6. und 5. Jahrhundert v. Chr.) ein bedeutender Fürstensitz befand. Vergleiche mit anderen Machtzentren dieser Zeit, wie zum Beispiel der Heuneburg im Kreis Sigmaringen oder dem Mont Lassois in Burgund, stützen diese Annahme. Diese Höhenbefestigungen beherrschten das Umland mit seinen ländlichen Siedlungen. Zu diesen Dörfern gehörten Hügelgräberfriedhöfe, von denen zahlreiche bis heute erhalten blieben. Die Verstorbenen der Oberschicht erhielten hingegen Monumentalgrabhügel. Bemerkenswerterweise besteht zwischen allen Großgrabhügeln und dem Hohenasperg Sichtverbindung.
Die ausführliche Broschüre mit detaillierter Karte ist bei allen Mitgliedern der Arbeitsgemeinschaft Grünes Strohgäu erhältlich.